Werkgedanke

Die Wiederentdeckung der pathosgeladenen Kraft des Figürlichen deutet auf die existentielle Suche nach sinnlicher Erklärung der Gegenwart bzw. der eigenen gesellschaftlichen Identität. Dabei geht es nicht um die exakte Wiedergabe eines bestimmten sozialen Typus, sondern um Vergegenständlichung des Geistes. Es geht mir weder um die Adaption von Formmotiven, die Übersetzung von bestimmten, eventuell bereits existierenden Formen in die eigene Formensprache noch das rein handwerkliche Wiederholen von nach dem Modell gefertigten Formen. Wichtig ist mir die Spontanität im Arbeitsprozess mit ihren zeitimmanenten Strukturen, zeitgleich die Beobachtung sowie Nutzbarmachung der eigenen Arbeitsmethode für den gestalterischen Bereich. 

Dabei genügt mir das Prinzip ‚Form als Form' nicht, nur eine Gestalt determiniert eine Form. Diese Gestalt besitzt zum einen ihren plastischen Ausdruck, zum anderen ihren mentalen Hintergrund. Um dem Rezipienten diesen geistigen Hintergrund zu vermitteln, suche ich nach Signets bzw. Zeichen die er versteht und die ihm als Vokabeln dienen, das Mentale zu begreifen. Das Ersetzen von Illustration bzw. anthropomorpher Gestik durch reduzierte Zeichen (ich spreche hier im Wesentlichen von Materialwiderstands- und Arbeitsspuren, aber auch von torsohafter Symbolik der spezifischen Körperhaltung) verweist auf eine Realität außerhalb gewohnter, teils konservativer Sichtweisen und Erfahrungen.

Ulrich Barnickel,  Februar 2010